C. Leben lernen
Erwachsen werden
In fast allen Fällen ist die Sucht nur das Symptom einer tiefer liegenden Not. Weit wichtiger als das Freiwerden vom Suchtstoff, ist das Finden einer neue Lebensstruktur (Wohnen, soziales Umfeld, Arbeit, ..) und das Übernehmen von Eigenverantwortlichkeit.
„Man soll niemandem seine Verantwortung abnehmen, aber man soll jedem helfen, seine Verantwortung zu tragen.“
So sind für das Lernen folgende Schlüssel von Bedeutung:
7. Friede
Niemand kann auf Dauer im Kriegszustand leben. Harmonie, gegenseitiges Verständnis und Wohlwollen sind für unser seelisches Wohlbefinden von großer Bedeutung. Aber dem Süchtigen droht aus allen Lebensbereichen Unheil. Der Briefkasten quillt über, hier und dort ist eine Sache offen, Gericht, Schulden, uvm. Wenn ein Mensch seinen Bankrott vor Gott erklärt, eröffnet ihm die himmlische Generalamnestie neue Möglichkeiten. Nicht, dass dadurch sofort das irdische Chaos beseitigt wäre, aber tief im Herzen ist ein stabiler FRIEDE spürbar. „Wenn Gott für mich ist und wenn er allmächtig ist, dann wird alles gut, auch wenn momentan noch vieles ungeklärt ist.“ Das Umherirren endet. In Abhängigkeit von Gott wird die Richtung klar und was man als Erstes anpacken soll. Der innere FRIEDEN wirkt jetzt nach außen. Beziehungen klären sich, man beginnt sich nützlich zu machen und lernt seine Pflichten zu tun, bekam der Körper vorher zu wenig Aufmerksamkeit, dann erhält er jetzt wieder mehr Pflege. Das ganze Leben wird normaler. Regelmäßigkeit wird als angenehm empfunden. Mit dem FRIEDEN im Herzen lässt es sich jetzt wieder „ohne Kopfhörer aushalten“. Somit kommt nach und nach Ordnung in alle Lebensbereiche: Beziehungen, Ausbildung, Schulden, etc.
8. Verantwortung
Dass jeder Mensch einen freien Willen besitzt macht ihn zu etwas ganz besonderem. Es gibt ihm aber auch VERANTWORTUNG, so dass er für seine Entscheidungen gerade stehen muss. Der Mensch entscheidet, welche Richtung sein Leben nimmt. Er ist kein Spielball des Schicksals. Gerade für Menschen, die lange Zeit verantwortungslos lebten, ist dies eine bittere Pille. Für alles gerade stehen, was man verbockt hat? Doch dies ist die Gelegenheit neu anzufangen und wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Nun gilt es jede Art von Selbstmitleid zu bekämpfen und die Rolle des Opfers zu verlassen, denn diese schwächt und macht bitter. Es gilt Ratenzahlungen zu vereinbaren, sich gegebenenfalls bei der Polizei zu stellen, sich bei Menschen die man verletzt hat zu entschuldigen. Gott unterstützt eine solche Haltung und schenkt Gelingen und die nötige Kraft. VERANTWORTUNG heißt aber auch, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und in Abhängigkeit von Gott seine Talente und seine Lebensaufgabe zu erkennen. Wer im Kleinen treu ist, den wird Gott über Großes setzen. Gott liebt Menschen, die ihre Fähigkeiten zum Einsatz bringen (freier Wille den selbstbestimmten Weg zu finden).
9. Integration
Der Mensch ist nicht fürs Alleinsein geschaffen. Wir brauchen einander. Wir lernen voneinander, korrigieren uns. Ein Süchtiger schafft es nicht in einer funktionierenden Gemeinschaft zu leben. Er sondert sich ab, jeder Mensch stellt für ihn eine potentielle Gefahr dar. Das Misstrauen regiert. Dementsprechend muss er neu lernen, sich in eine Gemeinschaft zu INTEGRIEREN. Dort können sich die eigenen Fähigkeiten entfalten und man kann für andere da sein. In der Gemeinschaft erfährt man angenommen sein, hat Freude und macht anderen Freude, empfängt Trost und gibt anderen Trost. Hier wird Liebe sichtbar! Die Gemeinschaft wird belebt von der Unterschiedlichkeit der Einzelnen. Jeder Mensch hat Bereiche in denen er stark, andere, in denen er schwach ist. Wenn wir mit unseren Gaben dort dienen, wo andere Mangel haben, und uns bei unseren Schwachstellen helfen lassen, dann kommen wunderbare Dinge zustande. Hier wird gelernt die Egozentrik aufzugeben: Kommunizieren, auf andere eingehen, sich abstimmen, mal nachgeben. Die Mühe sich zu INTEGRIEREN wird reich belohnt. Echte Einheit ist nicht nur ein Garant für nachhaltigen Erfolg, sondern bringt neue Lebensqualität.